Irene Huber, Diözesanpilgerleiterin, konnte in den letzten Jahren einige Pilgerreisen begleiten und erzählt von ihren vielfältigen Eindrücken
„Ich habe traditionelle Pilgerorte wie Lourdes besucht und ein schönes Bild von globaler Gemeinschaft gewonnen. Ob gesund, krank, egal aus welchem Erdteil, welche Hautfarbe, welche Sprache – hier sind alle eine Gemeinschaft, die ihre Sorgen an einem Ort sammeln und ablegen, um sich dann wieder erleichtert und hoffnungsvoll in alle Himmelsrichtungen zu verteilen.
Ganz anders eine Reise auf den Spuren von Lydia in den relativ unbekannten griechischen Ort Kavala und in die antike Stadt Philippi. Wie beeindruckend auf Wegen zu gehen, an Plätzen zu stehen, die vor 2000 Jahren Geschichte geschrieben haben.
Am allermeisten bewegen mich jedes Mal wieder die zu Fuß beschrittenen Wege: ob vor der Haustür oder auf dem großen Jakobswegenetz Richtung Spanien mit Ziel Santiago de Compostela. Ganz ehrlich – ich bin keine Sportlerin, sondern eher eine Schön-Wetter-Spaziergängerin! Und wohl deshalb beschleicht mich immer wieder die Frage: „Warum tu ich mir das an?“ Denn das Wetter ist nicht immer schön, die Strecken oftmals herausfordernd und an schönen Orten würde ich gerne länger bleiben. Aber das Pilgerwandern wird nicht umsonst als Sinnbild für das Leben bezeichnet: Nicht alles sucht man sich selber aus, vieles muss man annehmen wie es ist und schöne Momente und Zeiten kann man nicht dauerhaft festhalten – aber man kann sich noch lange daran erinnern und dankbar zurückblicken. So habe ich ein buntes, helles Puzzle in meinem Kopf und kann auch in Krisenzeiten daran bauen und es Stück für Stück wieder zusammensetzen: herrliche Landschaften, duftende Wälder, bunte Blumenwiesen, windumwehte Küstenregionen, beschauliche Ortschaften, nette Begegnungen über Ländergrenzen hinweg, Gespräche in der Gruppe über Gott und die Welt, Innehalten, das Leben überdenken, Gehen in Stille… All das und vieles mehr sind Gründe genug, warum ich mich immer wieder gerne auf den Weg mache, als Pilgerin die Welt, Gott und mich zu entdecken. Denn Pilgern ist… nachhaltig schön!“