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Interview zum Buch „Queen hautnah“ und zu dem größten Musik-Deal aller Zeiten

Die Band Queen hat ihren Musikkatalog für 1,185 Milliarden Euro an Sony Music verkauft. Das ist der größte Deal in der Geschichte der Popmusik und war nicht abzusehen, als das britische Quartett um Freddie Mercury vor 50 Jahren mit dem Song „Killer Queen“ durchstartete. Peter Hince gehörte als Mercurys persönlicher Roadie und Chef der Roadcrew zum engsten Kreis der Band und hat sie in allen erdenklichen Situationen abgelichtet. Sein neuestes Buch heißt „Queen hautnah“. Unzählige Tributebands tragen heute das „königliche“ musikalische Erbe weiter. Von Peter Hince, 69, erfuhr Olaf Neumann, welche Bedeutung München für die Weltstars hatte, wie Queen und Bowie zusammen jammten und was er von dem Biopic „Bohemian Rhapsody“ hält.

Peter Hince: Queen hautnah (Hannibal Verlag, 256 S., 30 Euro)

In Ihrem Buch versammeln sich Fotos, Texte, Tourplakate, Flugtickets, Setlists, Stadtpläne, Tonträger, Eintrittskarten, Konzert- und Bandfotos. Wie umfangreich ist Ihr Archiv?

Peter Hince: Die Fotos wollte ich natürlich machen, aber die anderen Dinge habe ich im Laufe der Jahre nicht bewusst aufgesammelt. Hätte ich alles behalten, würde ich jetzt wahrscheinlich in einer Villa irgendwo in Italien leben. Im Laufe der Jahre ist vieles verloren gegangen, aber es ist kein schlechtes Archiv. In dem Buch sehen Sie natürlich nur eine Auswahl.

Ihre Fotos zeigen die Band ungezwungen und intim. Hatten Sie von Anfang an ein Gespür dafür, wann Sie auf den Auslöser drücken durften und wann nicht?

Hince: Ich wusste intuitiv, wann die Stimmung richtig war. Ich habe die Kamera zu keinem Zeitpunkt herausgeholt, wenn im Studio Druck oder Spannung herrschte. Ich habe sie auch nie auf Parties fotografiert, denn ich habe immer zusammen mit ihnen gefeiert. 1973 arbeiteten Sie als Roadie für Mott The Hoople, und Queen waren deren Vorgruppe. War die Band damals schon ein brillanter Live-Act?

Hince: Ich erinnere mich, dass niemand jemals von ihnen gehört hatte, als sie ihr erstes Album veröffentlichten. Aber sie waren sehr von sich überzeugt. Ich habe ihre Show ein paar Mal gesehen und mochte einige ihrer Songs, die damals noch viel härter klangen, mehr wie Led Zeppelin. Queen besaßen immer diese arrogante Überzeugung, dass sie die größte Band der Welt sein würden. Und irgendwann waren sie es auch.

Freddie Mercury war damals schon ein echter Showman?

Hince: Mott The Hoople haben ihre Proben in einem kalten alten Kino ohne Heizung abgehalten. Alle trugen dicke Mäntel. Und dann stolzierten Queen herein – in Bühnenkostümen. Freddie rannte auf und ab, als wäre da Publikum. Es war nur eine Probe! Sie waren einfach durch und durch professionell und er tat immer, als würde er vor Leuten spielen.

Waren Queen in jeder Hinsicht Perfektionisten, als Sie 1975 Freddie Mercurys persönlicher Roadie wurden?

Hince: Auf jeden Fall. Besonders zu Zeiten von „A Night at the Opera“ und dem Folgealbum haben sie so viele Overdubs und Gesangsspuren übereinander gelegt, um diesen großen, großen Sound zu bekommen. Die Zeit, die sie mit Aufnahmen verbrachten, war enorm. Vor allem „Bohemian Rhapsody“ dauerte so lange und niemand aus der Crew wusste, was es war, weil wir immer nur verschiedene Teilstücke hörten. Aber als sie die schließlich zusammenfügten, wussten wir, dieses Lied war wirklich anders.

Du wie muss man sich eine Show auf höchstem Niveau vorstellen?

Hinweis: Als elektrisierend. Auf der Bühne, als Queen so richtig heiß gelaufen waren, zitterte man als Zuschauer vor Aufregung. Sie waren so gut, sie waren als Band so was von eng zusammen. Man konnte ihre Energie spüren, wenn sie diese ganz besonderen Nächte hatten. Das hat sich offensichtlich auf das Publikum übertragen. Aber wir konnten es auch auf der Bühne spüren.

Wie fanden Sie eigentlich den Film „Bohemian Rhapsody“? Hat Freddie Mercury-Darsteller Rami Malek seinen Oscar verdient?

Hince: (lacht) Nein! Als ich Rami Malek sah, dachte ich nicht eine Sekunde, dass das Freddie sein könnte. Der Film ist pures Hollywood. Er zeigt nicht, wie die Dinge wirklich waren. Leider kann man dem Film nicht widersprechen, denn er war das größte Biopic aller Zeiten. An der Kinokasse spielte „Bohemian Rhapsody“ eine Milliarde Dollar ein. Unglaublich.

Foto: Peter Hince

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