Diese Frau lässt sich vom Globus inspirieren!

Frau Rauch, welches war die schönste Reise Ihrer Kindheit?
Ich hab so viele schöne Erinnerungen – Reisen hat mich schon als Kind begleitet – ganz genau erinnere mich noch dran wie ich zusammen mit meinen Cousinen mit Oma/Opa nach Lignano durfte. Am Strand – in Matsch eingebuttelt bis zum Hals.
Oder auch der Reitausflug mit meiner Mama auf Mallorca. Ich muss grad lachen… sie hat sich so geforchten….

Was war für Sie als Kind das Wichtigste am Urlaub?
Zeit mit meiner Mama zu verbringen. Primetime für eine damals berufstätige alleinerziehende Mutter.

Und hat diese Reise Sie vielleicht dazu inspiriert, in der Tourismusbranche Fuß zu fassen?
Auf alle Fälle. Wenn man so sagen kann, hat meine Mama ja den Tourismus nach Mühldorf gebracht. Sie hat eines der ersten Reisebüros in Mühldorf mit aufgebaut und ich hab als Kind schon Kataloge beklebt und die damals handschriftlichen Urlaubsanmeldungen sortiert. Für mich stand als Kind schon fest dass ich Reisen verkaufen möchte. Leider gab es dann nach der Schule keinen Ausbildungsbetrieb und so hab ich erst mal eine Lehre in der Sparkasse abgeschlossen. Heute die beste Entscheidung überhaupt, denn so bekam ich die kaufmännische Grundausbildung die grad jetzt in dieser schwierigen Zeit so wichtig ist.

Die Corona-Krise hat vor allem Reisebüros und -veranstalter mit voller Wucht getroffen. Urlaube wurden storniert und neue Buchungen sind sicherlich zaghaft. Eine Situation, die es so noch nicht gegeben hat. Wie gehen Sie mit dieser großen Herausforderung um?

Schwierig. Die erste Zeit sass ich Nachts um 3 am PC und das Wichtigste war mir, meine Kunden nach Hause zu holen. Dann kam der Lockdown und ich hab mich 3-4 Tage vergraben. Die Unfassbarkeit der Situation traf uns Reisebüros in voller Wucht und hinterliess Spuren. Das Gefühl der Hilflosigkeit nahm lange Zeit alles in Anspruch. Bis der Aufruf zu den Demos kam. Ab da schöpfte ich wieder Kraft und Mut. Es wird allen großen Konzernen dieser Welt geholfen, da muss es doch auch möglich sein, dass 100.000 kleine Reisebüros eine Chance bekommen weiterzumachen. Die Kunden wollen ja reisen. Es geht halt nur momentan nicht alles. Meine Mitarbeiterinnen hielten zu 1000% zum Büro und akzeptieren alle Konsequenzen der Kurzarbeit. Meine Kunden stehen hinter unserem Büro. Was will man mehr. Ich will hier nicht jammern. Es geht weiter. Neu. Anders. Und in jeder Krise steckt die Chance auf Veränderung.  Ich habe viele Strukturen überdacht und verändert, sehe mir momentan Deutschland an und plane ganz viele neue eigene Reisen im Europäischen Raum. Eine Veränderung wird sein, dass ich nie wieder auf große Konzerne angewiesen sein möchte und mehr Platz für Eigenes lasse.

Wird Reisen jetzt billiger?
Nein. Die Billigheimer wird es immer wieder geben. Schade, aber auch das wird sich regeln. Der Markt hatte ganz viele Überkapazitäten – und Billig war ein Abverkaufsinstrument. Wie gesagt, das regelt sich grad von allein. Viele Flugplätze fallen weg. Und damit auch diese unsäglichen EUR 9.99 Flüge. Ich glaube fest daran, dass Reisen eine neue Wertigkeit bekommt und man endlich mit Verstand auch an die Konsequenzen auf die Umwelt denkt. Und das geht nicht mit Billig einher. Billig ist immer ein Massenprodukt. Das kommt in alter Masse hoffentlich so schnell nicht zurück.

Welche Ziele stehen denn gerade im Trend und für was schlägt Ihr Herz am meisten?
Aktuell sind natürlich der Bereich Eigenanreisen Österreich, Italien, Kroatien, Frankreich sowie Kurzstrecken Spanien und Griechenland im Trend. Was heißt im Trend… viel mehr geht ja nicht. Aber ich würde mir wünschen, dass Ägypten und Thailand bald wieder angeflogen werden dürfen. 1 Woche im Roten Meer Fische anschauen – sprich schnorcheln – einen Entspannenderen Urlaub gibt es nicht.

Was war Ihre letzte Reise?
Im März noch war ich in Japan.  Schon zum 2. Mal. Ein tolles aufregendes Land das in den letzten Jahren eine Wahnsinns Entwicklung hingelegt hat. In Tokio z.b. haben wir uns lange gefragt warum es so leise ist ….bis wir bemerkten, dass ausschliesslich E Autos in der Stadt fahren…

Wie würden Sie sich denn als „Reisetyp“ einordnen – aktiv und viel auf Achse oder eher auf der Suche nach Ruhe unterm Sonnenschirm?
Eindeutig Aktiv. Die Ruhe unterm Sonnenschirm brauch ich 1-2 Tage und dann muss ich los. Ich will unter Menschen, was neues Erleben und vor allem möchte ich mich bewegen. Und sei es nur eine Stadt zu Fuß erkunden.
Und ich will immer Neues sehen. Es kommt nur mit ganz wenigen Ausnahmen vor, dass ich einen Ort ein 2. Mal anfliege.

Kommen die Kunden mit einem Plan zu Ihnen oder gibt es auch Menschen, die sagen: Machen Sie mal, ich vertraue auf Ihre Erfahrung?
Die meisten haben eine Vorstellung – sie wissen es nur nicht. Und mein Job ist, diese Vorstellung von Urlaub in Worte und Bilder und dann in mögliche passende Reiseziele zu fassen. Der neue Urlaub ist bei den Meisten erst nur ein Wunsch-Gefühl und die Erfahrung der letzten Reisen. Daraus dann den Plan für die neue Reise zu entwerfen. Das ist meine Aufgabe. Und meine Stammkunden vertrauen mir da voll und ganz.

Welches Ziel fänden Sie für eine junge Familie mit Kindern gerade spannend und dennoch entspannend?
Es gibt da keine pauschale Antwort – auch bei Familie mit Kindern ist erst mal Bedarfsermittlung angesagt. Wichtig auch zu wissen ob beide Elternteile arbeiten – was stellen sie sich unter Erholung vor – möchten sie im Urlaub Zeit mit den Kindern verbringen oder sind die Kinder selber auf Achse. Was unternehmen die Kinder zuhause, wie aktiv sind die Kinder. Geht überhaupt jeder ins Meer oder ist ein großer Aktivpool wichtiger.  Und und und.

Wir waren, als unser Sohn noch klein war, gern in einer Clubanlage – einfach weil es da viel Kinder gibt und so jeder Spaß finden kann. Aber das heißt nicht, dass jeder Cluburlaub mag …

Gibt es auch einen positiven Aspekt, den Sie hinsichtlich der Corona Pandemie zum Thema Reiseverhalten ziehen können?
Ja. Wie schon erwähnt. Reisen wird werthaltiger. Man ist sich wieder bewusst dass es sich um die schönste Zeit des Jahres handelt und Reisen kein Wegwerfprodukt sind.

Halten Ihre Kunden Ihnen auch in dieser schweren Zeit die Stange?
Ja.  Ausser ganz oft 1000x Danke gibt’s dazu nichts zu sagen.

Bilden Sie auch aus und wie ist da momentan die Lage?
Grundsätzlich ja . Heuer aber nein. Es gäbe ja eine Ausbildungsprämie – aber meine Mitarbeiter sind noch bis Ende des Jahres in Kurzarbeit – und somit hab ich schlichtweg kein Personal im Büro, das die Ausbildung übernehmen könnte. Und auch menschlich – ich kann doch nicht jemand Neuen einstellen der Prämie willen und meine eigenen Leute in Kurzarbeit lassen.

Wo soll es denn als nächstes hingehen?
Erst mal im Juli zum YogaWochenende ins Lungau.
Und dann hoffe ich noch immer auf eine Grenzöffnung Südafrika. Im Oktober geht’s es mit einer kleinen Gruppe zum E-Biken entlang der Gardenroute. Afrika, Aktiv, Warm. Genau mein Ding.
Einen Plan B hab ich leider noch nicht. Ich hoff einfach so lang wie möglich.

 

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